Landessportbund NRW Positionspapier zur Energiekrise

14.09.2022

 

Sportstätten offenhalten, Rettungsschirm für Sportvereine auflegen,

energetische Sanierung von Sportanalegen vorantreiben!

Positionen und Forderungen des Landessportbundes NRW zur Energiekrise im Sport

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Die Energiekrise fordert die ganze Gesellschaft heraus und bedroht Lebensqualität und Miteinander in unserem Land. Gesellschaftliche Stabilität hängt in dieser Situation auch von gemeinnützigen Organisationen wie Sportvereinen ab. Die Corona-Krise hat verdeutlicht, was wissenschaftliche Analysen seit Jahren belegen: Die rund 17.700 Sportvereine in Nordrhein-Westfalen leisten wichtige Beiträge zum Gemeinwohl, zur Gesundheitsvorsorge, zur Integration und zur psychosozialen Stabilität der Gesellschaft. Sie bringen hierfür erhebliche eigene ehrenamtliche und finanzielle Ressourcen ein.

 

Zentrale Voraussetzung für die Arbeit der Sportvereine sind angemessene Rahmenbedingungen, zu denen insbesondere die Verfügbarkeit von Sportstätten gehört. Die Schließung von Sportstätten aufgrund staatlicher Corona-Auflagen hat seit März 2020 gezeigt, dass sich dadurch gesundheitliche Probleme verschärfen und soziale Bindungen leiden. Entsprechend hat sich der Landessportbund NRW für eine Aufrechterhaltung des Sportbetriebs und eine finanzielle Überbrückungshilfe für Sportvereine eingesetzt, die vom Land Nordrhein-Westfalen auch gewährt wurde.

 

Die aktuelle Energiekrise stellt eine erneute und größere Gefährdung der Arbeit von Sportvereinen dar. In den politischen Debatten zur Energiekrise dominieren Beiträge zu volkswirtschaftlichen Folgen und zur Auswirkung steigender Energiepreise auf einzelne Bevölkerungsgruppen. Sportvereine und andere gemeinnützige Organisationen sowie ihre gesellschaftliche Bedeutung spielen aktuell keine Rolle im politischen Diskurs. Der Landessportbund NRW fordert die Bundes- und die Landespolitik auf, die gesellschafts- und jugendpolitisch wichtigen Potenziale der Sportvereine zu stärken, einen Lockdown des Sports zu verhindern und Sportvereine kurzfristig finanziell zu entlasten:

 

Lockdown verhindern: Sportstätten offenhalten

  • Der Landessportbund NRW fordert die Politik auf allen Ebenen auf, im kommenden Herbst/Winter und darüber hinaus Sportstätten für Sportvereine und Schulsport zugänglich zu halten und einen erneuten Sport-Lockdown zu verhindern.
  • Der Landessportbund NRW appelliert insbesondere an die nordrhein-westfälischen Kommunen, Sportstätten offen zu halten und Energieeinsparmaßnahmen an den vom DOSB und Landessportbund NRW herausgegebenen, fachlichen Empfehlungen zu orientieren.

 

Sportvereine stärken und kurzfristig finanziell fördern

  • Der Landessportbund NRW dankt dem Land Nordrhein-Westfalen für die finanziellen Corona-Hilfen für den Sport in den Jahren 2020 bis 2022, die in hohem Maße zur Sicherung des nordrhein-westfälischen Sportvereinssystems beigetragen haben. Nach Corona-bedingten Mitgliederrückgängen in 2020/21 verzeichnen die Mitgliederzahlen in NRW in 2022 wieder einen leichten Anstieg.
  • Diese Erholung der Sportvereine ist durch die aktuelle Energiekostenentwicklung stark gefährdet. Das gilt insbesondere für die rund 6.000 Sportvereine in Nordrhein-Westfalen mit vereinseigenen Anlagen, die zu einer guten kommunalen Infrastruktur und Daseinsvorsorge beitragen. Sie sind durch die Folgen der Corona-Pandemie finanziell häufig ohnehin noch unter Druck und können als gemeinnützige Organisationen nicht auf Rücklagen zurückgreifen, um die explodierenden Energiekosten zu finanzieren. Die Vervielfachung der Energiekosten ist für Sportvereine – trotz Energieeinsparungen und maßvoller Erhöhung der Eigenmittel – ohne öffentliche Unterstützung nicht zu bewältigen.
  • Die politischen Debatten auf Bundes- und Landesebene im Hinblick auf finanzielle Entlastungen von Energieverbrauchern sind deshalb um Sportvereine zu ergänzen.
  • Bundesregierung und Bundestag, die nordrhein-westfälische Landesregierung und der nordrhein-westfälische Landtag werden aufgefordert, Sportvereine in die finanziellen energiekostenbezogenen Hilfsprogramme substantiell zu integrieren bzw. sportvereinsbezogene Hilfsprogramme aufzulegen, hierdurch einen Schutzschirm für Vereine aufzubauen, diese entsprechend kurzfristig finanziell zu fördern und sie von der Gasumlage zu befreien.

 

Gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports anerkennen und stärken

  • In den politischen Bewertungen der Energiekrise dominieren Schließungsempfehlungen für Sportstätten und eine vermeintliche Nachrangigkeit von Sport. Die politische Wertschätzung des Sports hat gelitten. Der Landessportbund NRW dankt daher der Sportministerkonferenz, die im August 2022 die politische Bedeutung des Sports in der Energiekrise betont und dazu aufgefordert hat, auf die Schließung von Sportstätten und Schwimmbädern zu verzichten.
  • Der Landessportbund NRW fordert Bundes- und Landespolitik auf, sich auch öffentlich zum hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert des Sports zu bekennen und gerade in Zeiten der Energiekrise aktiv für eine besondere Unterstützung von Sportvereinen einzutreten.
  • Der Landessportbund NRW appelliert an die nordrhein-westfälische Landesregierung, ihn bei zukünftigen Energiekrisen-Gesprächsrunden bzw. bei entsprechenden Dialogprozessen („Gasgipfel“) zu berücksichtigen.

 

Investitionsoffensive für Sportanlagen

  • Der milliardenschwere Sanierungsstau von Sportstätten ist ohne eine Unterstützung durch den Bund nicht zu beseitigen. Der Landessportbund NRW hat daher das zunehmende Förderengagement des Bundes begrüßt und kritisiert zugleich, dass der Bund seinen zunächst bis 2026 projektierten „Investitionspakt Sport“ bereits in 2022 wieder eingestellt hat.
  • Der Landessportbund NRW fordert Bundesregierung und Bundestag auf, dieses Infrastruktur-Förderprogramm zu verstetigen und durch eine Programmsäule zur Förderung von Maßnahmen zur energetischen Modernisierung zu ergänzen. Hierbei und in weiteren sportstätten- bzw. klimaschutzbezogenen Förderprogrammen des Bundes sind grundsätzlich Sportvereine als unmittelbare Antragsteller zu berücksichtigen.

 

Sportvereine übernehmen gesellschaftspolitische Verantwortung

  • Sportvereine unter dem Dach des Landessportbundes NRW haben bereits in der Corona-Pandemie und zuletzt bei der Unterbringung und Integration von Geflüchteten aus der Ukraine umfassend politische Mitverantwortung übernommen und sich solidarisch gezeigt.
  • Der Landessportbund NRW appelliert an seine Sportbünde und Fachverbände sowie alle Sportvereine in Nordrhein-Westfalen, sich weiterhin aktiv für eine Reduzierung des Energieverbrauchs einzusetzen und hierbei den Empfehlungen des Deutschen Olympischen Sportbundes zur Energiereduktion um bis zu 20% zu folgen.

 

Landessportbund Nordrhein-Westfalen, Duisburg, 12. September 2022

Kontakt: Dr. Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender,